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Fahrt in die Klinik Wir fahren zur psychiatrischen Klinik. Die alte Frau neben sitzt neben mir und sieht mich fragend an. "Ich bin doch nicht krank, warum soll ich denn ins Krankenhaus", fragt sie schon seitdem wir sie mit sanfter, aber dennoch bestimmter Gewalt zum Krankenwagen gebracht haben. Ich habe nicht den Mut Ihr zu sagen, daß es bei ihr eine Krankheit ist, die man nicht spürt und sieht. Aber ist sie wirklich krank? Nächste Angehörige unbekannt, steht auf dem Einlieferungsschein. Trotzdem hat sie gestern für einen Besuch, der nie kommen wird, kiloweise Fleisch eingekauft. - "Die redet immer mit Leuten, die es gar nicht gibt.", meinte eine Nachbarin, die neugierig aus der Tür raussah. - Warum redet sie nicht mit der Frau? Wieder traute ich mich nicht es auszusprechen. Und jetzt sitze ich neben der alten Frau und starre sie an. Die Tür des Wagens ist verriegelt. Es gibt kein Entkommen mehr. - Wie verkommen sie aussieht in ihren ausgelatschten Hausschuhen und den speckigen Morgenrock. - "Ich hatte keine Zeit zum Umziehen", hatte sie sich bei uns entschuldigt. Das war um halb eins Mittags. Wenn ich Zeit habe, schlafe ich noch um diese Zeit. Ich rede auch ab und zu mit mir selbst wenn ich alleine bin und mich über irgend etwas aufrege. Ich bin auch kein Ordnungsfanatiker, aber von mir sagt keiner, ich wäre reif für die Psychiatrie. Ich schrecke von meinen Grübeleien auf, wir stehen an der Klinik. Der Pförtner hebt grüßend seine Hand und öffnet die Schranke. Wir fahren noch ein Stück weiter und halten schließlich vor einem braun gestrichenen Haus. Es dauert ein wenig bis die Schwester auf unser Klingelzeichen die Tür öffnet. "Jetzt sind wir die Patientin endlich los", denke ich erleichtert. - Aber bin ich sie wirklich los? Ihr Gesicht, ihr lautloser Hilferuf aus der Einsamkeit, klammert sich fest in mein Gehirn. - Sie hält mich gefangen und nicht ich sie. (4.6.82) |
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